Jürgen Heimbach – Offene Wunden

Mit packenden Geschichten aus der deutschen Nachkriegszeit hat sich der studierte Germanist und Redakteur Jürgen Heimbach einen weithin bekannten Namen als Krimiautor gemacht. Mit seinem neuen Roman knüpft er an alte und neue gesellschaftliche Probleme an und entführte uns am Mittwoch, 5. April 2017, in die Zeit des beginnenden deutschen Wirtschaftswunders.

Kriminalkommissar Paul Koch ist einer der »Unbelasteten«, die nach Ende des zweiten Weltkrieges auch in der Polizei dringend gebraucht werden. Es geht schließlich um nicht weniger, als einen neuen Staat aufzubauen, das Vertrauen in rechtsstaatliche Ermittlungsbehörden und eine gerechte Justiz zu schaffen. Aber gibt es eine Gerechtigkeit nach den Schrecken des Krieges, der Diktatur und dem Holocaust?

Paul Koch war mehr als zehn Jahre fort aus Deutschland, war nach Frankreich geflüchtet und kämpfte in Spanien gegen die Faschisten. Nach der Befreiung Deutschlands kehrte er zurück und fragt sich fortan zunehmend warum, denn er sieht vielfältig Nazisympathisanten auch in Polizei und Justiz, Kollegen und Vorgesetzte begegnen ihm mit Misstrauen.

Zudem leidet er, wie große Teile der Bevölkerung, Hunger. Die Städte liegen in Schutt und Asche, Lebensmittel und Brennmaterialien sind knapp, nicht wenige Menschen sind im Winter 1946-1947 verhungert oder erfroren, die Sitten verroht, viele kämpfen um das nackte Überleben.

Das ist der historische und gesellschaftliche Rahmen von Heimbachs ersten beiden Romanen (»Unter Trümmern« und »Alte Feinde«), den er so kenntnisreich zeichnet, als hätte er die Leiden der Menschen persönlich erlebt. Und auch im dritten Teil – angekommen nunmehr in den 50ern – gelingt es ihm ausgezeichnet, die Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders erlebbar zu machen – Geschichte zum Anfassen.

Der Autor

Jürgen Heimbach, geboren1961 in Koblenz, studierte in Mainz Germanistik, Literaturwissenschaft und Philosophie, bevor er sich 1988 dem Theater widmete. Am Staatstheater Mainz war er Regieassistent, dann Regisseur einer freien Theatergruppe und Mitgründer und Betreiber eines eigenen Theaters (darK.-Halle). Seit 1996 arbeitet er als Redakteur bei 3sat und dem ZDFtheaterkanal und ist Mitglied in der Krimiautorenvereinigung »Mörderisches Rheinhessen« und der Jury des Rheinland-Pfälzischen Jugendliteraturpreises.

Zur Story

April 1950: Das Leben von Hauptkommissar Paul Koch verläuft nach seiner Heirat mit Dorle in ungewohnt ruhigen Bahnen. Doch bald muss er sich um einen neuen Fall kümmern. Albert Roth wird ausgeraubt und ermordet. Alle Indizien sprechen dafür, dass er von einem einquartierten Flüchtling umgebracht wurde. Nur Paul Koch lässt sich nicht von der Hetze gegen die Flüchtlinge anstecken und ermittelt weiter.

Dann passiert das Unfassbare: Dorle wird ermordet. Koch wird von dem Fall abgezogen, da er als befangen gilt, wenig später gerät er selbst unter Verdacht. Er muss untertauchen, wenn er die Tat aufklären will. Wer hatte ein Interesse daran, Dorle umzubringen? Die Zeit wird knapp und Koch muss alles auf eine Karte setzen.