Horst Eckert – Schattenboxer

Am 25. März 2015 präsentierten wir unserem Publikum den wohl wichtigsten Vertreter des hartgesottenen Kriminalromans in Deutschland (WDR). Horst Eckert schreibt im besten Sinne komplexe Polizeithriller, die man nicht nur als spannenden Kriminalstoff lesen kann, sondern auch als einen Kommentar zur Zeitgeschichte (Deutschlandfunk).

Die Geschichten des früheren Fernsehjournalisten spielen oftmals im Dunstkreis politischer Machenschaften. In Schwarzlicht, seinem letzten Thriller, wird der nordrhein-westfälische Ministerpräsident kurz vor der Bundestagswahl tot im Swimmingpool einer Düsseldorfer Luxuswohnung gefunden. In Schwarzer Schwan führt die Ermordung einer Lobbyistin der Deutschen Börse die Ermittler auf die Spur eines gigantischen Finanzbetruges – unter Mithilfe der Bundespolitik.

Das sind wahrlich Thrillerthemen, die jedoch jeder aus den Medien kennt, in der einen oder anderen Version: Barschel, Wullf, Schwarzgeldkassen. Aber auch Polizeigewalt und sogar einen RAF-Bezug webt Eckert kunstvoll in seine Handlungsstränge ein.

Gegen alle Widerstände

Und dennoch sind es klassische Polizeikrimis. Eckert will mit seinen Romanen in erster Linie unterhalten und spricht von fiktiven Geschichten. Doch die Vielzahl der Anleihen bei der Realität verleiht seinen Geschichten eine in dieser Form kaum gekannte Wirklichkeit.

Sein Erfolgsrezept: Aufwändige Recherchen und – wie Andreas Kurth, in der Krimi-Couch schreibt: „Eine Traumkombination wie eine Ball-Stafette von Ribery und Robben“. Dazu verwebt Eckert geschickt das Privatleben seiner Protagonisten mit dem Verbrechen und zeichnet eine Grauzone, die an unseren Nerven zerrt.

Horst Eckert studierte Soziologie und Politische Wissenschaft in Erlangen. Dann zog es den gebürtigen Oberpfälzer nach Berlin, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Schließlich führte in die Liebe nach Düsseldorf, in einen Hort der Korruption und Gewalt, ein schöner Ort zu Leben. Der WDR schickte ihn an den Niederrhein, die Tagesschau durch ganz NRW und der Sender Vox sogar nach Kambodscha und Eritrea.

1994 schrieb Eckert, der auch Mitglied des Köln-Düsseldorfer Kriminalkomitees ist, seinen ersten Kriminalroman. Bis heute sind es 16 geworden, die sogar in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Drei von ihnen wurden bisher als beste deutschsprachige Krimis mit dem Marlowe-Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Krimi-Blitz (Publikumspreis) ausgezeichnet.

Schattenboxer

Erst gestern stand Vincent Che Veih von der Düsseldorfer Kripo vor diesem Grab: Pia, die 17-jährige Nichte eines Kollegen, hat sich das Leben genommen und wurde hier beigesetzt. Jetzt liegt eine zweite junge Frau inmitten der Blumen und Trauerkränze. Entstellt von zahllosen Verletzungen, Spuren eines tagelangen Martyriums. Abgelegt am Ende einer stürmischen Nacht. Warum ausgerechnet hier?

Pia und die ermordete Alina kannten einander nicht, und doch glaubt Vincent an eine Verbindung. Er beginnt, einen alten Mordfall aufzurollen und stößt auf ein Komplott, in dem seine eigene Mutter, eine bekannte RAF-Terroristin, eine Rolle spielt. Dann verschwindet eine weitere junge Frau …