Friedrich Ani, vielfach gefeierter Hörspiel-, Drehbuch- und Krimiautor aus München, hat für seinen Ermittler Tabor Süden zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Am Mittwoch, 24. April 2013, war er zu Gast bei unserem Krimiabend im Polizeipräsidium – wieder mit der Kriminalmusik unseres Jazzensembles und dem Catering vom Gasthaus Salvator in Bonn.
Tabor Süden, nicht verwandt und nicht verschwägert mit der Himmelsrichtung, kann schweigen, wie kaum ein anderer. Selbst wenn ein Fall gelöst scheint, hört der Ermittler im Münchener Vermisstenkommissariat solange zu, bis Unwahrheit und Lüge unerträglich im Raum stehen.
Doch das ist ein anderes Kapitel – das war ein anderes Leben, damals, bei der Polizei. Vierzehn Mal spürte Tabor Süden hinter Vermissten in München her. Dann wollte er nur noch weg, niemanden mehr suchen müssen. Er schied aus dem Polizeidienst aus, wollte für sich sein, weit weg, in Köln, und kehrte doch zurück – als Privatdetektiv.
Friedrich Ani lebt in München, der großen Stadt, mit der ihn so etwas wie eine Hassliebe verbindet. München ist auch Schauplatz seiner Romane mit Tabor Süden, Polonius Fischer und Jonas Vogel – allesamt erfolgreiche und ausgezeichnete Krimireihen.
Der Philosoph unter den Krimiautoren
Eher zufällig ist der Lyriker, Kinder- und Drehbuchautor beim Genre Krimi gelandet. In einer Auftragspause entstand 1996 Killing Giesing, ein Thriller hinter den Kulissen der Bayerischen Politik. Wenig später gelang ihm mit Tabor Süden eine Figur, die er erzählerisch bis heute weiter entwickelt, eine Stimme von mir, für die mir der Atem fehlt.
Immer geht es Ani um Leben und Tod, nie um Leichen. Seine Geschichten handeln von Vermissungen, von Menschen, die aus ihrem Umfeld verschwinden, scheinbar unerklärlich. Das Drama des in seinem Lebenszimmer gefangenen Menschen gelingt mir mit dem Krimi am besten, ohne dass es mir auf Mord und Totschlag und spektakuläre Plots ankäme.
Mit kaum zu ertragendem Einfühlungsvermögen und funkelnden Dialogen führt Tabor Süden den Leser mit glaubhaft raffinierten Handlungen in jene seelischen Zonen, in denen Schuld, Hass, Verzweiflung, Ausweglosigkeit brodeln, in Situationen, aus denen Mord eine geradezu lächerlich leichte Ausflucht wäre (Tobias Gohlis, Die ZEIT)
Wenn ich nicht schreibe, frage ich mich, warum nicht
Anis literarisches Schaffen begann bereits in den 70ern. Seine Hörspiele, Drehbücher, Jugendbücher, Theaterstücke, Lyrik, Erzählungen und Romane sind so zahlreich, wie seine Auszeichnungen.
Mehrfach erhielt er den Deutschen Krimipreis, zuletzt 2013 für Süden und das heimliche Leben (2.Platz), den Burgdorfer (Schweizer) Krimipreis (2012). Seine Romane wurden in die Bestenlisten der KrimiZEIT und KrimiWELT aufgenommen.
Auch Filmfans dürfte er bekannt sein, durch seine Drehbücher für Süden (Grimme-Preis), Stahlnetz, Tatort, Rosa Roth, Ein Fall für Zwei und zahlreiche Fernsehfilme.